Informationen über Mittelmeerkrankheiten bei Hunden

Über Mittelmeerkrankheiten, wie zum Beispiel die Leishmaniose, gibt es viele Meinungen. Auf die Reisekrankheiten angesprochen, herrscht zunehmend Verunsicherung bei Hundehaltern. Selbst von Tierärzten erhalten sie oft keine einheitlichen Informationen zum Thema. Für Servicezeit: Tiere suchen ein Zuhause Grund genug, das Wichtigste über die häufigsten Krankheiten vorzustellen. Dazu haben wir Tierschützer besucht, die Hunde aus Spanien nach Deutschland vermitteln, und einen Tierarzt, der sich mit den Mittelmeerkrankheiten auskennt.
Wie seriöser Tierschutz mit den Mittelmeerkrankheiten umgeht

Bei der Galgo-Hilfe in Düsseldorf gehört der Umgang mit Leishmaniose und Co. zum Alltag. Sie wissen um die Sorgen und Probleme der Hundehalter, die einen Hund aus dem Süden adoptieren. Deshalb nehmen sie es mit der Gesundheitsvorsorge und dem Test auf Mittelmeerkrankheiten besonders genau. Sie lassen jeden ihrer Schützlinge bereits in Spanien untersuchen und den sogenannten "Großen Mittelmeercheck" durchführen. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein Bluttest. Dem Hund wird Blut abgenommen, das auf die in der Region typischen Krankheitserreger getestet wird.
Bei einem positiven Ergebnis wird der Hund sofort behandelt und auf die passenden Medikamente eingestellt. Und trotzdem gibt es Vorwürfe, Krankheiten einzuschleppen. Ursula Löckenhoff von der Galgo-Hilfe kennt das schon und ruft in Erinnerung, dass sie nach dem Gesetz eigentlich gar keine Bluttests machen müssten: "Nach EU-Richtlinien ist nur eine Tollwut-Impfung notwendig, um Hunde nach Deutschland einzuführen. Das ist aber aus unserer Sicht zu wenig. Wir machen mehr und lassen die Hunde vor Ausreise testen und falls nötig, gleich behandeln. Vor allem beraten und begleiten wir die neuen Besitzer vor der Vermittlung und auch danach weiter."
Zeigt der Bluttest keine Erkrankung, ist das Testergebnis negativ. Trotzdem kann sich ein Hund noch infizieren. Denn vom Tag der Blutuntersuchung bis zur Ausreise ist es möglich, dass sich das Tier in diesem Zeitraum doch noch Parasiten einfängt. Aus diesem Grund ist es notwendig, einen Hund aus Südeuropa etwa ein halbes Jahr nach der Einreise erneut auf Mittelmeerkrankheiten zu testen. Damit dieses Nachtesten nicht vergessen oder hinausgezögert wird, bleibt der Kontakt zwischen der Galgo-Hilfe und den neuen Hundehaltern, die einen Hund von ihnen übernommen haben, bestehen.
Falls einer ihrer ehemaligen Schützlinge an einer Mittelmeerkrankheit leidet, stehen die Tierschützer mit Rat und Tat zur Seite. Zum Beispiel empfehlen sie auch gleich einen Tierarzt, der sich mit dem Thema auskennt. Manche Vereine haben sogar Listen mit Tierärzten, die sie an Hundehalter weitergeben.
Leishmaniose

Überträger der Leishmaniose, eine kleine, sandfarbene Mücke, überträgt die Erreger, die Leishmanien, beim Stich. Bisher gibt es sie nahezu ausnahmslos in Regionen mit mediterranem Klima. Es wurden ganz vereinzelt Sandmücken auch in Deutschland gefunden. Aber die Zahl ist bisher noch so minimal, dass es keinen Grund zu der Annahme gibt, diese Mückenart würde sich bereits bei uns verbreiten.
Leishmaniose ist eine Immunschwächekrankheit. Die Leishmanien leben im Blut und schwächen den Hund. Inwieweit die Erreger Chancen haben, ein Tier zu schwächen, ist abhängig vom gesundheitlichen Allgemeinzustand, und davon, wie viel Stress ein Hund hat. Stress hat ein Hund, wenn er sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden muss, zum Beispiel nach der Vermittlung, bei Futterumstellung, oder wenn ein neues Familienmitglied dazukommt. Die Leishmaniose muss aber nicht unbedingt ausbrechen. Trotzdem braucht ein infizierter Hund sein Leben lang Medikamente. Auch eine regelmäßige Kontrolle beim Tierarzt ist notwendig. Der finanzielle Aufwand für die Medikamente hält sich in einem überschaubaren Rahmen. Beim Hund ist Leishmaniose nicht heilbar. Aber mit den richtigen Medikamenten kann auch ein infizierter Hund ein glückliches Leben führen und steinalt werden. Die Ansteckung vom Hund auf den Menschen oder von Hund zu Hund oder zu anderen Haustieren ist mehr als unwahrscheinlich und wurde noch nie nachgewiesen. Zur Ansteckung braucht es die Sandmücke als Überträger.
Herzwürmer, zum Beispiel Filaria

Verschiedene Mückenarten können Herzwürmer übertragen. Früherkennung ist hier wichtig, um Folgeschäden an den Organen des Hundes zu verhindern.
Filarien sind erst sechs Monate nach Ansteckung im Blut nachweisbar. Deshalb ist das Nachtesten nach Einreise in Deutschland frühestens nach sechs Monaten sinnvoll und absolut notwendig. Als Therapie braucht der Hund starke Medikamente, aber er wird wieder ganz gesund.
Ehrlichiose und Babesiose

Die Übertragung erfolgt durch Zecken. Häufig tritt sie als Doppelinfektion auf, zum Beispiel mit der Leishmaniose. Mit Medikamenten sind Ehrlichiose und Babesiose vollständig heilbar.
Ehrlichiose und Babesiose zeigen sich relativ unscheinbar. Meistens kommen Hundehalter mit ihrem Hund, weil er müde und abgeschlagen wirkt und Fieber hat. Ein alarmierendes Signal für die Babesiose ist colafarbener Urin. Bei einer Ehrlichiose sind zum Beispiel Nasenbluten oder Blut im Kot die Warnzeichen.
Die Babesiose wird auch Hundemalaria genannt. Sie galt bis vor wenigen Jahren noch als reine Reisekrankheit. Inzwischen können Hunde in fast ganz Deutschland mit der infektiösen Zeckenart, der sogenannten Dermacentorzecke, in Kontakt kommen. Für ungeschützte Hunde kann eine Hundemalariainfektion lebensgefährlich sein. Für Menschen ist die Hundemalaria ungefährlich.
Fazit

Die meisten Mittelmeerkrankheiten sind heilbar. Früherkennung ist notwendig, um den Hund so schnell wie möglich zu therapieren und um Folgeschäden zu verhindern. Die Sterblichkeitsraten sinken, weil sich immer mehr Tierärzte informieren und die passende Therapie einleiten. Außerdem lassen zunehmend verantwortungsvolle Tierschutzorganisationen und Tierhalter ihre Hunde rechtzeitig testen und behandeln.
Die Leishmaniose bleibt eine unheilbare Erkrankung, aber auch ein infizierter Hund kann mit den richtigen Medikamenten ein glückliches Leben führen. Und trotzdem bleibt der Vorwurf, Seuchen einzuschleppen, bestehen. Dazu hat Tierarzt Dr. Martin Borgers eine klare Haltung: "Von Seuchen kann keine Rede sein. Es handelt sich hier um parasitäre Krankheiten, das heißt, sie brauchen einen Überträger, wie Zecken, oder Mücken, um sich auszubreiten. Wer mit seinem Hund in den Süden fährt, sollte eine Prophylaxe betreiben: Dazu gibt es Medikamente, entweder als Spot-On oder als Halsband, die Mücken und Zecken fernhalten oder töten. Prophylaxe ist das Wichtigste. Bei der Filariose können die Erreger (Mikrofilarien) im Frühstadium auch durch entsprechende Spot-On-Präparate abgetötet werden. Übrigens sollten wir Zeckenvorbeugung auch zu Hause machen. Denn wir haben auch Parasiten, die Probleme machen, wie zum Beispiel die Borreliose. Panikmache hilft da überhaupt nicht weiter."
Weitere ausführliche Informationen zu allen Mittelmeerkrankheiten unter
http://www.laboklin.de.
Quelle: WDR Tiere suchen ein Zuhause, Sendung vom Sonntag, 20. Juli 2008 | Autorin: Ute Brunne
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